Stefan Schartlmüller

Beobachter eines Bürgerrats 2014 und 2017

Bevölkerung von ZUB

„Ich konnte 2014 und 2017 bei zwei BürgerInnen-Räten als stiller Beobachter dabei sein. Beim ersten Mal, als es um „ein zukunftsfähiges Vorarlberg“ ging, an beiden Tagen und im Herbst 2017, nach dem ich Teil der Initiativgruppe war, welche die Unterschriften für den BürgerInnen-Rat zu Grund und Boden gesammelt hat, am zweiten Tag. Das erste Mal war ein sehr prägendes Erlebnis für mich. Zwei Tage still sein und nur zuhören war anfangs herausfordernd. Schnell war jedoch klar, dass das reine Zuhören ein spannendes Erlebnis sein kann. Auch war es interessant zu beobachten, was besprochen wird, wenn man sich nicht zu Wort melden darf. So haben die Prozesse meine Perspektive auf Dialog und Kommunikation stark geprägt.

Vor allem die Zufallsauswahl und die Moderation sind für eine neue politische Kultur maßgeblich. Die Moderation, weil nicht nur die üblichen Verdächtigen sprechen, sondern auch alle anderen zu Wort kommen und motiviert werden, sich zu äußern. Auch wenige Worte können viel bewirken. Aber es braucht den Raum, in dem sich z.B. eher ruhigere Menschen wohl fühlen, um sich auch tatsächlich einzubringen. Die Struktur von Dynamic Facilitation unterstützt dazu, einen guten Überblick zu behalten. Die Zufallsauswahl soll für eine gute demographische Durchmischung der TeilnehmerInnen sorgen. Wobei hier, was das Vorarlberger Modell betrifft, Verbesserungspotential besteht. Dass „normale BürgerInnen“, die sich vielleicht sonst eher selten in politische Prozesse einbringen, im BürgerInnen-Rat gehört werden, halte ich für besonders wichtig. So gelangt Potential ans Licht, dass in herkömmlichen politischen Abläufen zu oft versteckt bleibt, aber für die Entwicklung der Gesellschaft fruchtbar sein kann.

Ein Verbesserungspotential liegt wie oben schon erwähnt in der Auswahl bzw. in der tatsächlichen Repräsentativität. Ein Teilnehmer bei meiner zweiten Beobachtung meinte dazu: „Wir sind hier eher nicht der repräsentative Querschnitt Vorarlbergs“. Womit er auch recht hatte. Eine Aufwandsentschädigung für die TeilnehmerInnen könnte hier helfen. Und zu guter Letzt, beim Umgang der Politik mit den Ergebnissen ist auch noch Luft nach oben. Vor allem bei der Öffentlichkeitsarbeit zum gesamten Prozess. Und bei der Frage welche Handlungsspielräume die Regierung bei der Umsetzung der Ergebnisse hat.“