Mobilitätskonzept Vorarlberg

Landesweiter Bürgerrat


Das Mobilitätskonzept Vorarlberg (MKV) aus dem Jahr 2006 wird in einem umfassenden Prozess unter Einbindung von Fachpersonen als auch Bürger:innen bis Mitte des Jahres 2019 überarbeitet. Im Rahmen des Bürgerrats zum Mobilitätkonzept Vorarlberg wurde anhand der Ausgangsfragen „Wie können wir zu einer positiven Entwicklung von Mobilität und Verkehr in Vorarlberg beitragen? Was brauchen wir dafür und welchen Entwicklungen wollen wir entgegenwirken, um für künftige Generationen weiterhin eine hohe Lebensqualität zu gewährleisten?“ erörtert, welche Aspekte für die Bürger:innen wesentlich sind und welche Leitgedanken im MKV berücksichtigt werden sollen.

Am 15. und 16. Juni 2018 erarbeiteten 28 zufällig ausgewählte Bürger:innen aus ganz Vorarlberg auf Basis eines Fachinputs und eines Austausches mit Landesstatthalter Rüdisser in eineinhalb Tagen gemeinsam getragene Ergebnisse zum MKV im Landhaus in Bregenz.

Im Bürgercafé am 20. Juni 2018 wurden die Ergebnisse von den Teilnehmenden im Landhaus öffentlich präsentiert und unter Teilnahme von rund 70 Personen diskutiert. Seitens der Landesregierung nahmen Landesstatthalter Rüdisser sowie Landesrat Rauch teil. Die Kernaussagen des Bürgerrats und des Bürgercafés wurden unter https://vorarlberg.mitdenken.online/buergerrat transparent und öffentlich zugänglich gemacht und konnten dort von 22.-29. Juni 2018 durch Interessierte ergänzt werden.

Am 02. Juli 2018 befassten sich Fachpersonen des „Arbeitsforums Mobilitätskonzept“ mit den Ergebnissen und erörterten Möglichkeiten zur Berücksichtigung in der Erarbeitung des MKV.

Bürgerrat zum Mobilitätskonzept Vorarlberg Juni 2018
© Büro für Zukunftsfragen

Zentrale Ergebnisse:

Bewusstseinsbildung und Verantwortung des Einzelnen

Die Balance zwischen Umwelt und Wirtschaft im Sinne einer langfristig hohen Lebensqualität ist die zentrale Herausforderung einer zukunftsfähigen Mobilitäts- und Verkehrsentwicklung. Die Bürgerräte sind sich einig, dass für diese Entwicklung das Mobilitäts- und Konsumverhalten jeder Person entscheidend ist. Vermehrt regional und saisonal einzukaufen ist daher besonders wichtig, um Transporte zu senken und die lokale Wertschöpfung zu stärken. Der Bürgerrat fordert eine breite öffentliche Diskussion durch starke Kooperationen mit Schulen und Medien sowie breit angelegte (digitale) Kampagnen, die Bewusstsein in der Bevölkerung schaffen und das individuelle Mobilitätsverhalten nachhaltig prägen.

Strategische Ausrichtung der Verkehrspolitik

Aus dem Bürgerratsprozess geht klar hervor, dass vielfältige verkehrspolitische Maßnahmen (Infrastrukturprojekte, Initiativen, Anreize, Vorgaben, Gebühren) neben Optimierung auch auf Verkehrsreduktion abzielen und grenzüberschreitend gedacht werden sollen. Den Beteiligten ist es ein Anliegen, dass wichtige Infrastrukturprojekte durch vorausschauende Sicherung von Flächen ermöglicht und Wohngebiete durch Verkehrslenkung vor Verkehrsbelastung geschützt (z.B. Temporeduktion, Fahrverbote) werden. Außerdem sollen Landesstrategien (Raumplanung – Mobilität – Energie – Soziales – Digitalisierung) vernetzt und verschränkt werden, um sicherzustellen, dass diese sinnvoll ineinandergreifend und allen zugutekommen.

Vorreiter in Technologie und Digitalisierung

Der Bürgerrat wünscht sich, dass das Land Vorarlberg eine internationale Pionierregion in der Nutzung innovativer Verkehrstechnologien und neuartigen Verkehrslösungen im Personen- und Güterverkehr wird. Neben dem Ausbau von E-Mobilität soll auch die Forschung und Nutzung von anderen Antriebstechnologien forciert werden. Laut Bürgerräten könnte Vorarlberg eine Vorreiterrolle im innovativen Einsatz von Seilbahn-Technologie zum regionalen Personentransport einnehmen. Im Hinblick auf Ängste und Vorbehalte der Bevölkerung bezüglich neuer Technologien (z.B. selbstfahrende Fahrzeuge), soll deren Anwendung in Balance von solider Technik und Sicherheitsempfinden vorangetrieben werden.

Verkehrsmittel – Priorisierung von ÖPNV und Fahrrad

Alle Beteiligten sind sich über den Ausbau klimafreundlicher öffentlicher Verkehrsmittel sowie die bessere Verknüpfbarkeit von Wegketten mit anderen Verkehrsmitteln (inkl. Fußweg) einig. Der ÖPNV soll Vorrang auf den Straßen haben und so komfortabel werden, dass der Umstieg vom Auto in den Bus und die Bahn gelingt. Das gilt auch für die Orientierung des Angebots an die Bedürfnisse der Kundschaft. Außerdem soll das Verkehrs- und Transportmittel Fahrrad gefördert werden, gerade vor dem Hintergrund des „E-Bike-Booms“. Der Ausbau des Wegenetzes (z.B. breite Radwege, Fahrrad-Schnellstrecken), Impulse für mehr Sicherheit im Fahrradverkehr und verbesserte Kombinationsmöglichkeiten mit dem ÖPNV sind voranzutreiben. Der Bürgerrat fordert vom Besitzen CO2-intensiver KFZs zum Nutzen von klimafreundlichen Mobilitäts- und Verkehrsdienstleistungen (z.B. Crowd-Services) überzugehen. Darüber hinaus soll die Kostenwahrheit bezüglich der Nutzung von PKWs und LKW-Transporten aufgezeigt werden.

Logistik und Kooperation

Durch zunehmenden Lieferverkehr (z.B. durch Online-Handel) und nicht optimale Verkehrsleitung kommt es zu Belästigungen (z.B. durch Lärm), insbesondere in Wohngebieten. Die Beteiligten des Bürgerratsprozesses sprechen sich daher für sozialverträgliche Logistikplanung aus, gerade auf der letzten Meile (z.B. durch Zustellung durch Lastenfahrräder oder fußläufige Abholzentren mit Codeboxen).  Der Bürgerrat schlägt vor, dass Unternehmen von Land und Gemeinden dabei gefördert werden, Anreize für deren Mitarbeitende und deren Kundschaft zu setzen, um das individuelle und betriebliche Mobilitätsverhalten umweltschonender und effizienter zu gestalten. Beispiele dafür wären neue Formen der Zusammenarbeit wie etwa Home-Office oder digitale Meetings unter Beachtung der sozialen Verträglichkeit, und flexiblere Arbeits-, Kinder- und Schulbetreuungszeiten zur Stauvermeidung.

Weitere Schritte:



Bürgerrat zum Mobilitätskonzept Vorarlberg Juni 2018
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