Der 11. landesweite Bürgerrat zum Thema „Zukunft Landwirtschaft“ ist der zweite, der durch Initiative aus der Bevölkerung einberufen wurde. Eine Gruppe Engagierter sammelte über 1000 Unterschriften und initiierte so den Prozess. Im Rahmen des Bürgerrates wurde anhand der Ausgangsfrage „Wie soll unsere Landwirtschaft in Zukunft aussehen, damit wir gut von und mit ihr leben können? Was können wir dafür tun und welche Politik braucht es dazu?“ erörtert, welche grundsätzlichen Annahmen bestehen und welche Ideen und Lösungsansätze, in Zusammenhang mit einer verantwortungsvollen und nachhaltigen Landwirtschaft in Vorarlberg, weiterverfolgt werden könnten.
In drei Workshops (Egg 24.09.19 / Bludenz 25.09.19 / Hohenems 26.09.19) wurde die Perspektive von 32 zufällig ausgewählten Landwirt:innen zu Herausforderungen und Zukunftsbildern eingeholt.
Der Bürgerrat selbst fand am 04. und 05. Oktober 2019 mit 17 zufällig ausgewählten Bürger:innen statt.
Die Ergebnisse des Bürgerrates wurden in drei öffentlichen Bürgercafés (Dornbirn 08.10.19 / Andelsbuch 10.10.19 / Vandans 15.10.19) rund 270 Teilnehmenden präsentiert.
Die Resonanzgruppe, bestehend aus Fachpersonen aus dem Bereich Landwirtschaft, traf sich zum ersten Mal am 21.05.19 und zum zweiten Mal, gemeinsam mit zwei Teilnehmenden aus dem Bürgerrat am 07.11.19. Dort wurden die Ergebnisse des Bürgerrates und Anknüpfungspunkte mit bereits bestehenden Prozessen, Projekten bzw. Strategien geprüft.
Sämtliche Ergebnisse aus den Prozessschritten wurden auf der Digitalen Plattform Vorarlberg festgehalten und anschließend verdichtet. Sämtliche Beiträge können unter vorarlberg.mitdenken.online/Landwirtschaft eingesehen werden.
Zentrale Ergebnisse:
1. Es braucht innovative Rahmenbedingungen, um regionale Produkte stärker zu fördern. Dies könnte durch mehr Direktvermarktung, Dezentralisierung der Strukturen und eine vielfältige, kleinstrukturierte und naturnahe Landwirtschaft verstärkt werden.
2. Das Bild der Tätigkeiten von Landwirt:innen aus Sicht der Bevölkerung, Politik und Medien entspricht nicht dem Eigenbild. Das Berufsbild sollte daher transparenter und verständlicher kommuniziert werden.
3. Die Arbeit in der Landwirtschaft sollte zur Lebensqualität beitragen statt sie zu schwächen. Landwirt:innen müssen von ihrer Arbeit leben können. Dafür braucht es Kostenwahrheit und ein Umdenken der Förderungen.
4. Landwirtschaft braucht Platz! Nur wenn genügend landwirtschaftlich gewidmete und genutzte Fläche zur Verfügung steht, ist Raum für Lebensmittelproduktion in der Region. Landwirtschaftliche Flächen müssen qualitativ wie quantitativ erhalten bleiben.
5. Um landwirtschaftliche Erzeugnisse zu fördern, sowie ein breites Verständnis in der Bevölkerung für die Themen der Landwirtschaft zu erreichen, braucht es mehr Bewusstseinsbildung, verstärkte Öffentlichkeitsarbeit sowie wirksame, zielgruppenspezifische Imagekampagnen.
6. Das Verhältnis von Konsument und Produzent kann durch persönlichen Kontakt und Beziehungsaufbau wieder gestärkt werden. Raum für Begegnung und Austausch, um gegenseitiges Verständnis zu schaffen, ist essentiell.
7. Transparenz in allen Bereichen, von der Produktherstellung bis zum Verkauf, soll durch eine klare Kennzeichnung sowie Unterstützung in der gemeinsamen Vermarktung garantiert werden.
8. Durch verstärkte Kooperation unter jenen, die in der Landwirtschaft tätig sind, könnten nicht nur Ressourcen gespart werden, sondern mehr Verständnis für die Arbeit im Allgemeinen, aber auch unter den Landwirt:innen selbst, entstehen.
9. Tourismus und Landwirtschaft sollte noch stärker gemeinsam gedacht werden. Einen nachhaltigen Ansatz zu verfolgen, kann gewinnbringend für die Region als Ganzes sein.
10. Landwirt:innen sollten offen sein für Trends, die gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringen. Wenn sie ihre Produkte bzw. dessen Vermarktung daran orientieren, kann ein Mehrwert für alle entstehen.