Bürgerrat Göfis – Leistbares Wohnen

Kommunaler Bürgerrat


Wohnen wird österreichweit immer teurer. Auch die Gemeinde Göfis steht vor dieser Herausforderung. Seit geraumer Zeit steigen Grundstücks-, Bau-, Miet- und Energiepreise viel stärker als die durchschnittlichen Einkommen. Auch für Menschen mit relativ gutem Einkommen ist der Wunsch nach einem Eigenheim kaum noch umsetzbar. In Göfis beschäftigt sich daher seit einiger Zeit eine Arbeitsgruppe bestehend aus Gemeinde-mandatar:innen und Bürger:innen mit der Frage, welchen Beitrag die Gemeinde dazu leisten kann, mehr Leistbarkeit bei Miet- und Eigentumswohnungen zu schaffen.

Infolgedessen fand am 23. und 24. Februar 2018 der erste Bürgerrat zum Thema „Leistbares Wohnen“ in Göfis statt. 19 Göfner:innen folgten der Einladung der Gemeinde und nahmen an dem Beteiligungsprozess teil. Eineinhalb Tage erarbeiteten sie Lösungsvorschläge zur Fragestellung „Für welche Bevölkerungsgruppen ist leistbarer Wohnraum besonders wichtig und wie kann die Leistbarkeit von Wohnraum für die Zukunft sichergestellt werden?“

Im öffentlich zugänglichen Bürgercafé am 28. Februar 2018 wurden die Ergebnisse von den Teilnehmenden des Bürgerrats im Vereinshaus präsentiert. Viele Lösungsvorschläge wurden dort begrüßt und darüber hinaus noch mit wertvollen Beiträgen ergänzt.

In der Resonanzgruppe am 13. März 2018 hatten die Teilnehmenden des Bürgerrats noch einmal die Gelegenheit, die erweiterten Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Leistbares Wohnen“ zu erläutern. Sehr positiv zu erwähnen ist, dass überdurchschnittlich viele Bürgerräte in der Resonanzgruppe vertreten waren. Alle waren hoch motiviert, weiterhin – gemeinsam mit der Gemeinde – an Lösungen für ein lebenswertes und leistbares Wohnen in Göfis zu arbeiten.

Bürgercafé Vereinshaus Götzis – Februar 2018

Zentrale Ergebnisse:

Es braucht ein klares Leitbild der Gemeinde in Bezug auf die räumliche Entwicklung. Denn Leistbares Wohnen kann nur ein Teilaspekt der gesamten räumlichen Entwicklung in Göfis sein. Alle wünschen sich eine lebenswerte, offene und zukunftsorientiere Wohngemeinde mit dörflichem Charakter und hoher Lebensqualität. Grünflächen sollen erhalten bleiben und auch genügend Flächen für die Landwirtschaft müssen vorhanden sein. Kleingewerbe und Dienstleister sollen ebenso Platz in der Gemeinde haben. Die Grundbedürfnisse der Göfner:innen in Sachen Wohnraum sollen wenn möglich sichergestellt werden. Jedoch legen die Teilnehmenden auch großen Wert auf Diversität in der Bevölkerungsstruktur bezüglich Alter, Herkunft, Gesundheit, Lebensformen (Einzelpersonen/ Familie) und wirtschaftliche Verhältnisse.

Es soll behutsam mit bestehenden und neuen Bauflächen umgegangen werden. Wohnraum- und Grundstücksspekulation soll verhindert werden. Die Nutzung von Leerstand und bereits erschlossenen Grundstücken ist den Teilnehmenden ein großes Anliegen. Dies erfordert eine verdichtete Bauweise, die allerdings kleingliedrig und im ortsüblichen Stil erfolgen soll. Damit dies gelingt, sollen Eigentümer:innen von leerstehendem und mindergenütztem Wohnraum dazu ermutigt werden, diesen zur Verfügung zu stellen. Dazu könnte eine „Plattform Wohnen“, bestehend aus unabhängigen Vertrauenspersonen, eingerichtet werden, auf der potenzielle Mieter:innen und potenzielle Vermieter:innen einander finden.

Außerdem besteht der Wunsch nach einem Konzept für lebenswertes gefördertes Wohnen in Sicherheit. Hierbei sollten bedarfsorientiertes Wohnen je nach Lebensphasen sowie eine zeitliche Begrenzung, solange Förderbedarf besteht, berücksichtigt werden. Leistbares Wohnen in flexiblen Wohneinheiten (Einzelpersonen/Familien/betreubares Wohnen/Generationenhäuser) soll ermöglicht werden. Darüber hinaus wünschen sich einige die Schaffung von mehr Mietkaufwohnungen und die Reduktion des Individualverkehrs in Göfis.

Die Kommunikation zwischen der Gemeinde und den Bürger:innen soll verbessert werden. Um das Thema „Leistbares Wohnen“ in Göfis mehr zum Thema zu machen, könnte die Gemeinde Informationsveranstaltungen organisieren. Die Ideen reichen von Wanderausstellungen, über Vorträge und Geschichten von persönlichen Erfahrungen – allesamt mit positiven Beispielen bestückt – um den Bewohner:innen von Göfis Möglichkeiten aufzuzeigen und potenziellen (Ver-)Mieter:innen diverse Sorgen und Ängste zu nehmen. Generell wir mehr Bürger:innenbeteiligung eingefordert.

Weitere Schritte:

Am 05. Mai 2018 wurde gemeinsam mit dem e5-Team der Gemeinde ein Stand am Dorfmarkt in Göfis betreut. Ziel war es, Leute zusammenbringen, sich gegenseitig in lockerem Rahmen kennenlernen und eine Liste der Wohnungssuchenden und Wohnungsbietenden aufzulegen.

Die Arbeitsgruppe „Leistbares Wohnen“ hat einen Ausflug nach Lustenau gemacht und sich „Ein guter Rat“ angeschaut, um neu Ideen zu bekommen.

Am 26. Juni 2018 fand in der bugo Bücherei Göfis abends die Veranstaltung „Vermieter erzählen“ – Erfolgsgeschichten, erzählt von Göfner Vermieterinnen und Vermietern – statt. In einer lockeren Atmosphäre bot sie Raum für einen regen Erfahrungsaustausch zum Thema Mieten und Vermieten.

Eine Architektin aus Göfis hat angefangen, einmal im Monat eine kleine Sanierungsberatung anzubieten. Dort bespricht sie mit den Leuten vor allem auch, welches Umbau- und Ausbaupotential ein Gebäude hat und was man längerfristig mit dem Gebäude vorhat.

Der Bauausschuss in Göfis hat eine neue Leitlinie zur baulichen Entwicklung in Göfis ausgearbeitet. In diese wurden die Ergebnisse des Bürgerrats eingearbeitet. Sie ist allerdings noch nicht von der Gemeindevertretung beschlossen (Stand September 2019)

Seit Anfang 2019 war Göfis vor allem mit der Planung und Gestaltung einer Ausstellung beschäftigt. Titel : „Mach mehr aus deinem Wohnhaus“. 15 Gebäude, die vom Ein- zum Mehrfamilienhaus umgebaut wurden, werden in dieser Ausstellung vorgestellt. Für diese Ausstellung gab es eine Leader-Förderung. Ausstellungsbeginn – 16. November 2019, Dauer der Ausstellung – zwei Wochen, Abschluss: Göfner Adventmarkt mit den Sanierungslotsen vom Energieinstitut und einem Vortrag vom Vorarlberger Architekturinstitut. Ein Ziel ist es, die Ausstellung danach durch die Regionen Vorderland und Walgau wandern zu lassen.

Bürgerrat Göfis Februar 2018
© Büro für Zukunftsfragen