© Harold Naaijer

Martina Handler

Akteur:innen, Begleitung von FEB

„Im Bürgerrat erfahren wir immer wieder aufs Neue, wie befruchtend unterschiedliche Sichtweisen sind und wie rasch Menschen in einen tiefgehenden Austausch, in ein gemeinsames Kreativsein kommen können. Eine beglückende Erfahrung!

Voraussetzung dafür ist, dass wir einen sicheren bewertungsfreien Rahmen schaffen, in dem Vertrauen wachsen und gedeihen kann. Und ebenso wichtig: durch die Entschleunigung gehen die TeilnehmerInnen in ein immer intensiveres Zuhören hinein. Eine für viele seltene Erfahrung in unserer rasenden Welt. Das tiefe Zuhören ermöglicht Verstehen. Das wachsende Vertrauen lässt auch den Mut wachsen, Meinungen und Sichtweisen zu verrücken, zu revidieren, in Ruhe abzuwägen, voneinander/miteinander zu lernen.

Diese so besondere Art des Miteinanders und des gemeinsamen Erkundens und Entwickelns von Lösungen hat enormes Potenzial, denn es ist Demokratie-Lernen pur. Für mich als Begleiterin ist es immer wieder ein magischer Moment, wenn die Gruppe im Prozess mehr und mehr das große Ganze ins Zentrum stellt. Das, was trotz aller Unterschiede für alle gut ist, das, was wir Gemeinwohl nennen.

Eine von TeilnehmerInnen am Ende immer wieder geäußerte Erkenntnis ist auch, dass politisches Entscheiden schwieriger sei als gedacht, wenn die vielen unterschiedlichen Interessen tatsächlich berücksichtigt werden sollen. Und auch, dass viele sich zukünftig stärker in Angelegenheiten ihrer Gemeinde einbringen wollen. Der Bürgerrat ist also nicht nur ein Instrument, das unerwartete Lösungen für schwierige Herausforderungen hervorbringen kann, Menschen durch den tiefgehenden Austausch intensiv verbindet, sondern auch für demokratisches Mitgestalten mobilisieren kann.“